CORONA aktuell: Handlungsempfehlungen in der Krise

25. März 2020

Vorab unsere dringende Empfehlung: in solchen Krisen ist es nicht so wichtig, die richtige Lösung zu finden, als vielmehr schnell und entschlossen eine zu 80% sinnvolle Lösung umzusetzen. Es sind nach unserer Beobachtung in früheren Krisen mehr Unternehmen durch zu späte, als durch falsche Reaktion insolvent geworden. Die relevante Zeitdimension ist „Tage und Wochen“, und nicht „Wochen und Monate“. Jeder Tag kostet Geld, das am Ende der Krise fehlt, um Ihr Unternehmen wieder auf die Spur zu bekommen. Das klingt trivial, ist es aber durchaus nicht, weil viele Manager zu große Angst vor Fehlern haben. In akuten Krisen spielt Fehlervermeidung aber kaum eine Rolle, weil es apriori niemand wissen kann, was „Richtig“ oder „Falsch“ ist. Gefragt ist die glaubwürdige Führungskraft, die im Unternehmen Vertrauen durch Umsetzungskompetenz und klare Linie gewinnen kann.

A. Liquidität kurz und mittelfristig sichern (absolut vorrangig):

Kurzfristige Liquiditätsplanung auf Wochenbasis aufstellen und laufend aktualisieren lassen (es gilt auch hier das Pareto-Prinzip, weil Geschwindigkeit wichtig ist). Dabei

  • gesicherte Einnahmen und unvermeidliche Ausgaben der nächsten 6 (optimal: 13 ) Wochen auflisten
  • alle anderen Ausgaben vorläufig (bis zur Gewichtung ihrer Signifikanz) zurückstellen.
  • prüfen, wie (auch scheinbar unvermeidlichen) zahlungswirksamen Kosten reduziert werden können, ohne einen aktuellen Notbetrieb zu gefährden; z.B. durch Kurzarbeit, Steuerstundungen.
  • alle Investitionsentscheidungen sofort stoppen, später anhand der Planung, was Sie in den nächsten ca. 12 Monaten machen wollen, neu bewerten.

Liquiditätsplanung auf Monatsbasis für 6-9 Monate aufstellen, unter belastbaren Prämissen, wie weiter unten unter „B.“ erläutert.

Unterlagen vorbereiten, um Liquiditätshilfekredite und/oder Bürgschaften (KfW, Landes-Förderanstalten u.ä.) auf Basis dieser Krisen-Planung zu beantragen. Die Fördermittel sind alle über Banken abzurufen und die Banken brauchen noch mehr Zeit als sonst, um über diese Förderanträge zu entscheiden und sie auf den Weg zu bringen, weil sie derzeit überrannt werden!

Nehmen Sie schnellstmöglich anhand der Erkenntnisse aus diesen Planungen Kontakt zu Ihren kreditgebenden Banken und ggf. den Kreditversicherern auf. Unsere aktuelle Erfahrung ist leider, dass in diesen Tagen die Bank nur noch Kredite an Unternehmen vergeben, die bereits ihre Kreditkunden sind. Das ist wichtig zu beachten, weil die Fördergelder alle voraussetzen, dass eine Bank einen (kleinen) Teil des Kreditrisikos selbst übernimmt.

B. Operative Maßnahmen:

Festlegen, welche Tätigkeiten wirklich unverzichtbar sind, um das Unternehmen kurzfristig über Wasser zu halten und die Krisenmaßnahmen einzuleiten (z.B. GF, Teile des Rechnungswesens, Teile der IT, Teil des Vertriebs, um Kunden zu kontaktieren, Hausmeister/Reinigung). Angesichts der Ansteckungsrisiken wenn möglich für diese Funktionen jeweils zwei getrennte Teams aufstellen, die sich nicht persönlich begegnen, sondern abwechselnd im Büro sind.

Festlegen, welche unverzichtbaren Tätigkeiten zwingend nur im Büro erfolgen können, welche aus dem Home Office erledigt werden können.

Zuordnung der (vermutlich beschränkten) Arbeitsmittel, die für Homeoffice benötigt werden.

Schicken Sie nicht benötigte Mitarbeiter, solange das Kurzarbeitsgeld noch nicht greift, in Zwangsurlaub. Lassen Sie sie nicht zuhause nur scheinbar tätig herumsitzen, denn wenn Sie Ihre Mitarbeiter später im Jahr brauchen, könnten sie ansonsten ihren Urlaub einfordern.

Einigen Sie sich in der Geschäftsführung und mit den relevanten Gremien auf eine belastbare Arbeitshypothese und entwicklen Sie eine neue Planung daraus. Als Indurstrieunternehmen sollten Sie sich eine Vorstellung bilden, wann die Absatzkanäle wieder geöffnet werden und ab wann Ihre Zulieferer liefern können. Als Dienstleistungsunternehmen müssen Sie überlegen, wie Ihre Leistungen mit der Pandemiebekämpfung harmonieren oder in Konflikt liegen, weil manche Dienstleistungen erst wieder in vollem Umfang angeboten werden dürfen, wenn wirksame Medikamente oder Impfstoff in relevantem Umfang vorhanden sein werden. Ihre Arbeitshypothese muss ggf. für Dritte – wie die Förderinstitute – nachvollziehbar und realistisch sein.

Stellen Sie ein Projektteam aus je einem Vertreter aller wichtigen Bereiche zusammen, mit dem SIe sich laufend austauschen können und die die Kommunikation zu den anderen Mitarbeitern aufrecht erhalten. Ggf. externe Berater (Steuerberater, Arbeitsrechtler …) einbinden.

Erarbeiten Sie mit dem Projektteam den Bedarf und die Maßnahmen, die notwendig sind, um Ihre Arbeitshypothese umsetzen zu können.

Erstellen Sie einen Zeitplan und aktualisiert ihn mindestens wöchentlich.

Das Projektteam darf aber kein klassischer Arbeitskreis sein, die Geschäftsführung muss führen und Vorgaben machen.